Am Amazonas

10. Juli 2014

Heute morgen habe ich mir die Füße nicht gewaschen, es war mir klar: das lohnt sich nicht.

Ich hab die ganz alten Sandalen rausgesucht
(oder hatte ich die schon weggeschmissen? Nein Gott sei dank, da sind sie noch).
Dann hab ich mich auf mein nicht geputztes Fahrrad geschwungen und bin in Richtung Finkelbach gefahren,
nachschauen, ob der Regen der letzten Tage für Wasser im Bachbett gesorgt hat.

Hatte er.

Schon von der Brücke beim Sportlerheim sah man das Ausmaß.
Soviel Wasser hatte ich hier noch nicht fließen gesehen.

Also runter von der Brücke und die Sache genauer angesehen.


Unter der Brücke hat sich ein See von Wand zu Wand gebildet,
und hier gurgelt und sprudelt es nur so.
Eigentlich wollte ich unter der Brücke her auf die andere Seite waten,
aber das ist mir dann doch zu tief.

Auf der Brücke hat das Wasser nach dem Starkregen einen Schlammspur hinterlassen...

... und sich auf der anderen Seite seinen Weg durch das hohe Gras gesucht.

Normalerweise zeige ich keine Bilder meiner Beine,
aber hier mal eine Ausnahme: das Wasser steht mir bis übers Knie,
und das ist noch nicht die tiefste Stelle.

Zahlreiche Tiere habe ihre liebe Müh und Not mit dem Nass

Der Finkelbach ist hier drei Meter breit.

Das sieht doch aus wie am Amazonas, oder?

In Richtung Bahnhof das Gleiche.

Auf den Felder liegt das nasse Stroh und steht noch der Raps,
der dringend geerntet werden müsste,
was wegen der Feuchtigkeit jedoch nicht geht.

Zwei Ballen sind gepresst, der Rest liegt noch auf dem Feld
und die dunklen Wolken lassen nichts Gutes ahnen.

"Zwei bis drei Sonnentage bräuchten wir dringend" so der Landwirt meines Vertrauens,
15% Feuchtigkeit dürfe das Getreide bei der Ernte höchstens haben. Und wieviel hat es jetzt?
"Ich hab nicht gemessen, aber 80% mindestens!"

Raps und Gerste, so sie nicht schon geerntet wurden, sind schwer in Mitleidenschaft gezogen,
Stroh, das noch auf dem Feld liegt, auch.
"Darin wachsen durch die Feuchtigkleit Pilze
und dann ist es als Futter nicht mehr zu gebrauchen, höchstens noch als Einstreu"

An der Bind hat sich der Bach dann wieder etwas beruhigt.

Das ist langweilig, da drehe ich lieber um.

Richtung Frankeshoven rollt mir auf der Straße der Dreck entgegen,
rechts und links steht Weizen, oder besser, zum großen Teil liegt er seit dem Unwetter.

"Der ist noch nicht reif!" höre ich, aber nass ist er und wenn er noch lange so liegt,
fängt das Korn auf dem Halm an zu keimen.

"Der Boden ist voll Wasser und wenn jetzt die Sonne draufscheint,
fängt er an zu dampfen und versorgt das Getreide auch noch von unten mit Feuchtigkeit,
Probleme bei der Ernte und Qualitäts- und Ertragseinbußen sind vorprogramiert."

Bei Gut Richardshoven macht sich der Finkelbach auch ganz schön breit.

Für dieses Bild bin ich ins Wasser gestiegen und im Schlamm ganz schön tief eingesunken,
der eine Fuß wollte gar nicht mehr rauskommen.
Ich bin froh, dass ich nicht der Länge nach reingefallen bin
(wegen der Kamera, sonst bin ich nicht so wasserscheu).

Das Fahrrad hab ich geparkt und bin zu Fuß weitergegangen.

In dem kleinen Wäldchen hat sich der Finkelbach-Amazonas zu einer Seenplatte ausgebreitet.

Und dann ist auch schon Feierabend. Wo es sonst zu Fuß bis Frankeshoven geht,
versperren nun umgestürzte Bäume, Äste und Morast den Weg.

Mach ich halt noch ein paar Nahaufnahmen.

Schön, wenn man fliegen kann.

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